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Pharisäer - Das Getränk mit Kultstatus aus Nordfriesland

Der Pharisäer ist ein Kaffeegetränk, der sich besonders gut in den kalten Tagen trinken und genießen lässt. Kaffee ✓ Rum ✓ Zucker ✓ und Sahne ✓ machen ihn zum Nationalgetränk der Friesen. Den Pharisäerhof kann man heute noch auf Nordstrand anschauen, wo sich die Legende um den Pharisäer zugetragen haben soll.

Inhaltsverzeichnis

Warum Pharisäer? Die Bedeutung hinter dem ausgefallenen Heißgetränk

Die Pharisäer waren im antiken Judentum eine theologische, philosophische und politische Schule. Übersetzt aus dem hebräischen peruschim und aus dem lateinischen pharisæ|us bedeutet Pharisäer “Abgesonderte”. Die Pharisäer waren nicht nur Prediger, sondern auch Experten, die sich mit rechtlichen Aspekten der Überlieferung des jüdischen Glaubens befassten.

Die Verunglimpfung der Pharisäer als Heuchler oder Selbstgerechte erscheint erst im Neuen Testament. Die Pharisäer werden zum Teil als Gegner von Jesus von Nazareth beschrieben. Jesu Christi konzentrierte sich auf die Gottes- und Nächstenliebe, während die Gemeinschaft der Pharisäer sich auf die Einhaltung der Reinheitsgebote fokussierten. Die Pharisäer waren eine gesellschaftliche und religiöse Elite, die sich zwar wortwörtlich an die Einhaltung der Gesetze und deren Einhaltung hielten, den Sinn hinter den Gesetzen jedoch ignorierten. Im Evangelium des Matthäus, Kapitel 5, Vers 20, steht dazu geschrieben: „Darum sage ich euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.“

Diese den Pharisäern zugeschriebene Scheinheiligkeit ist grundlegend dafür, das Pharisäer im deutschen Sprachgebrauch als beleidigend galt und immer noch gilt. Der historische Jesus Christus stand nach einigen Quellen der Bewegung der Pharisäer jedoch nahe und war Teil von ihr. Seine Positionen zu Nächstenliebe und Ehescheidung decken sich mit denen der Pharisäer. Seine Anschauung zum Leben nach dem Tod wiederum findet sich in den Schriften der Pharisäer. Geschichtlich diente die nachteilige Bewertung der Pharisäer im Zuge der christlichen Mission als deutliche Abgrenzung vom Judentum im Sinne von etwas völlig Neuem.

Wegen der Heuchelei, die die Nordstränder gegenüber ihrem Pastor begangen haben, ihm vorzugaukelt, dass ihr Getränk ebenfalls nur Kaffee mit Sahne sei, mussten sie sich von ihm als Pharisäer bezeichnen lassen. Für Heuchelei steht heute auch das Synonym Pharisäertum.

Wie wird der Pharisäer serviert?

Der Pharisäer wird traditionell in einer Tasse, einem Becher oder in einem Glas mit Untertasse serviert. Hohe Trinkgefäße wie eine Henkeltasse mit Fuß bieten sich besser an als beispielsweise breite Cappuccinotassen. So lässt sich die Sahne auf den Kaffee setzen, ohne das der Rum verdunstet und sich der Geruch der hochprozentigen Spirituose im Dunstkreis verteilt. Das damals in Nordstrand ins Leben gerufene Kaffee Getränk mit Schuss wurde sicher auch in einer blickdichten Tasse kredenzt, um den Inhalt zu verbergen.

Sehr beliebtes Design an Porzellan für die Pharisäer Tasse ist das Indisch Blau Porzellan. Indisch Blau hat wahrscheinlich jeder schon einmal gesehen, doch benennen können es die wenigsten. Das feinlinige, vielfältige Dekor wird auch als Strohblumendekor bezeichnet und wurde bereits 1740 von der Porzellanmanufaktur erfunden. Die Tasse, in der der Pharisäer in der Gastronomie aufgetischt wird, hat meist einen Fuss und trägt häufig das Strohblumendekor. Ein weiterer Name für Indisch Blau bzw. das Strohblumendekor ist Friesisch Blau. Das passt ja ausgezeichnet zu unserem Pharisäer… Die Tassen tragen häufig einen Schriftzug in kobaltblau, wie das Muster selbst, aus dem ersichtlich ist, für welches Kaffee Getränk das Behältnis vorgesehen ist. Waschechte Friesen trinken den Pharisäer bevorzugt aus einer einfachen Kaffeetasse. An der Art, das hochprozentige Heißgetränk zu genießen, gibt es jedoch nix zu rütteln.

Wie trinkt man den Pharisäer?

Möchte man nicht eine Lokalrunde schmeißen, sollte man sich unbedingt an gewisse Regeln halten, wenn man einen Pharisäer in der Öffentlichkeit trinkt. Den Pharisäer umzurühren ist absolut tabu sowie ihn sich mit einem Strohhalm zu genehmigen ist ebenfalls ein totales No-Go. Der Pharisäer sollte stilgerecht ausschließlich geschlürft und durch die Sahne getrunken werden.

  • Den Pharisäer keinesfalls umrühren, sonst droht eine Lokalrunde
  • Ein Strohhalm zum trinken zu nutzen ist ebenfalls verboten
  • Der Pharisäer wird einzig und allein durch die Sahne geschlürft

Wissenswert: Der Pharisäer-Streit und Dein Recht auf 4cl Rum

Nicht um eine Biblische Geschichte handelt es sich beim Pharisäer-Streit, der vor dem Amtsgericht Flensburg im Jahre 1981 verhandelt wurde. In dem Zivilprozess klagte ein Gast gegen einen Gastronomen, der nach der Meinung des Gastes zu wenig Rum in das Heißgetränk gemischt hatte. Da der Gastwirt nicht gewillt war diesen Sachmangel vor Ort zu beheben, kürzte der sich betrogen Fühlende die Rechnung um die zwei Pharisäer um die fälligen 7 DM. Zu Recht, wie das Gericht entschied. Die Klage des Wirtes auf Bezahlung des Teilbetrags der Rechnung wurde abgewiesen. Skurril dabei: Um sich ein objektives Urteil erlauben zu können, verkostete der Richter mit den beteiligten Parteien unterschiedliche Mischungen mit dem Ergebnis, das ausgeschenkter Pharisäer, um den es in besagtem Rechtsstreit ging, mit 2 cl Rum “fade und ausdruckslos” schmeckt.

Glas Rum

Das im Wirtshaus angepriesene, herzhafte Getränk mit einem ordentlichen Schuss Rum, das “Leib und Seele erwärme” entspräche nicht dem servierten Kaffee Getränk mit geringem alkoholischem Beigeschmack. So wurde für den Pharisäer eine Mindestmenge an hinzuzufügendem Rum von 4cl festgelegt. Nachzulesen ist das Urteil unter der Aktennummer 63 C 84/81 beim Amtsgericht Flensburg.

Wie kannst Du den Pharisäer selber machen?

Pharisäer selber machen geht ganz einfach. Alles was du dazu brauchst ist Kaffee, Rum, Zucker und Sahne. Der Pharisäer ähnelt in der Zubereitung und in den Bestandteilen sehr dem Irish Coffee, der anstatt Rum Whiskey im Grundrezept beinhaltet. Iren und Friesen, aber auch andere Völker, die nicht in südlichen Gefilden beheimatet sind, haben gemeinsam, dass sie sich wärmende Getränke aus einer Mixtur aus Kaffee und Alkohol ersonnen haben, um kalten Tagen, Abenden und Nächten entgegenzuwirken. Anders als beim Irish Coffee konzentrieren sich die Friesen jedoch schwerpunktmäßig auf die Zubereitung des Kaffees, die Basis des Pharisäers, als auf die Zugabe einer qualitativ hochwertigen Spirituose. Ebenfalls brilliert der Irish Coffee in seiner Vielfalt an unterschiedlichen Rezepten, während der Pharisäer in der Zubereitung traditionell geblieben ist. Auch der Rüdesheimer Kaffee ähnelt in der Zubereitungsweise Pharisäer und Irish Coffee. Die Kaffeespezialität vom Rhein wird jedoch mit Weinbrand angerichtet.

Basis des Pharisäer ist ein frisch aufgebrühter Kaffee, der schön stark sein sollte.

Unser Tipp: Am Besten bereitest Du einen Kaffee mit dem Handfilter zu, nach guter alter Hausfrauenart. In der Entstehungszeit des Pharisäers war es ausschließlich üblich, türkischen Kaffee zuzubereiten und zu geniessen.

Zum Pharisäer Rezept

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