Inhaltsverzeichnis
- Die Entdeckung der Entkoffeinierung
- Ist entkoffeinierter Kaffee magenschonender und somit gesünder?
- Wie stellen wir unseren entkoffeinierten Kaffee her?
- Gibt es einen Unterschied von koffeinfreiem zu entkoffeiniertem Kaffee?
- Die verschiedenen Verfahren des Entkoffeinierens
- Kaffee ohne Koffein - Was macht die Forschung?
Koffeinfreier Kaffee » Wie und warum wird er entkoffeiniert?
Wer lieber entkoffeinierten Kaffee trinken möchte, braucht heute nicht mehr auf gute Qualität und vollen Geschmack zu verzichten. Ein schonendes Verfahren entzieht der Kaffeebohne ausschließlich das Koffein und belässt Geschmacks- und Aromastoffe sowie wertvolle Inhaltsstoffe in unserem liebsten Getränk, dem Kaffee.
Doch wer sollte überhaupt lieber auf entkoffeinierten Kaffee zurückgreifen? Ist dieser wirklich magenschonender? Ist Koffein denn so ungesund, wie manche immer noch meinen?
Die Entdeckung der Entkoffeinierung
Ludwig Roselius war sich sicher: Sein Vater verstarb viel zu früh und das, wie von den Ärzten
diagnostiziert, aufgrund eines zu hohen Kaffeekonsums. Der Sohn beschäftigte sich daraufhin mit der
Wirkung von Kaffee auf die Gesundheit und den Bestandteilen der Kaffeebohne und machte sich aus
seinen gewonnenen Ergebnissen zum Ziel, Kaffee zu entkoffeinieren, da er das Koffein als die Ursache für den
frühen Tod seines Vaters ansah. Sein bereits 1903 entwickeltes Verfahren zur Entkoffeinierung
wird heute jedoch nicht mehr angewendet: Beim Roselius-Verfahren wurde der Rohkaffee in Salzwasser zum Quellen
gebracht um anschließend das Koffein mit Benzol aus der Bohne zu lösen. Benzol gilt heute als
krebserregend. Ludwig Roselius gründete Kaffee HAG, der erste Kaffeeproduzent, der koffeinfreien Bohnenkaffee
herstellte. In der festen Überzeugung konnte er die Leute auch durch geschicktes Marketing davon
überzeugen, das das Koffein im Kaffee ein großes Übel sei. In bildhafter Sprache demonstrierte er
die Schädlichkeit, indem er beispielsweise der Koffein-Schlange den Kopf abschlug. Zu bewundern gibt es dieses
Werbeplakat aus der damaligen Zeit in unserem Kaffeemuseum.
Ist entkoffeinierter Kaffee magenschonender und somit gesünder?
Entkoffeiniertem Kaffee wird tatsächlich nur das Koffein entzogen. Was den Kaffee auf den Magen schlagen lässt, bzw. Bitterstoffe und Reizstoffe freisetzt, ist das in der industriellen Herstellung eingesetzte Röstverfahren, das bei 800 Grad und innerhalb von 2 Minuten die Bohnen fertig aufbereitet. Bei einer schonenden Röstung in der Kaffeerösterei werden die Kaffeebohnen bei maximal 200 Grad für 20-30 Minuten geröstet. Eine schonende Röstung ist einem magenschonendem Kaffee gleichzusetzen. Doch auch das Verfahren welches zum Entkoffeinieren eingesetzt wird, kann sich auf den Säuregehalt in der Kaffeebohne auswirken. Zahlreiche Untersuchungen zeigen, das das Koffein viele positive Eigenschaften auf unsere Gesundheit. So steigert es die Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit und säubert die Arterien. Manche Menschen reagieren auf das Koffein jedoch sicherlich anders, als andere Menschen und können auf den Konsum von nicht entkoffeiniertem Kaffee beispielsweise schlechter schlafen.
Wie stellen wir unseren entkoffeinierten Kaffee her?
Die Decaf-Kaffees der Kaffeerösterei Kirmse werden mit Kohlensäure schonend entkoffeiniert. Wir halten dieses Verfahren zum Entkoffeinieren für das Schonendste und Natürlichste. Die noch grünen Kaffeebohnen, der Rohkaffee, werden anfangs mit Wasserdampf vorbehandelt und anschließend unter Druck von 73 bis 300 bar mit CO2 gespült. Das überkritische CO2 agiert gasförmig sowie flüssig und kann das Koffein hervorragend herauslösen. Das Kohlenstoffdioxid verdampft, bindet das Koffein und lässt es in seiner reinen Form zurück, ohne den Geschmack zu beeinflussen oder chemische Rückstände in der Kaffeebohne einzulagern. Das CO2 kann anschließend wieder kondensiert und wiederverwendet werden.
Die Entkoffeinierung mittels Kohlensäure wird von einem spezialisierten Unternehmen außerhalb der Kaffeerösterei ausgeführt. Für uns ist sie jedoch die Methodik, trotz ihrer Aufwendigkeit und Kostenintensität, die die Bohne am schonendsten vom Koffein befreit bzw. den Koffeingehalt mindert.
Das Zwieseler Goldböhnchen gibt es für dessen Liebhaber speziell in der entkoffeinierten Variante, sowie unseren ausgezeichneten kolumbianischen Kaffee aus Tolima, den Kaffee Columbia entkoffeiniert. Fruchtig, floral und süß im Geschmack, hat man bei diesem wohlriechenden Kaffee nicht das Gefühl, als müsste man etwas entbehren, wenn man ihn entkoffeiniert geniesst.
Positiver Nebeneffekt der Kohlensäure-Methode: Sie reduziert zugleich Säure und der Kaffee wird dadurch magenschonender.
Gibt es einen Unterschied von koffeinfreiem zu entkoffeiniertem Kaffee?
Auch entkoffeinierter bzw. koffeinfreier Kaffee hat noch einen geringen Restgehalt an Koffein. Entkoffeinierter Kaffee darf in der EU noch 0,1% Koffein beinhalten, bei einem Koffeingehalt unter 0,08% darf er sich als koffeinfrei bezeichnen. Als koffeinarm darf sich ein Kaffee mit einem Gehalt an Koffein unter 0,2% zählen. Generell haben Arabica Kaffees ca. um die Hälfte weniger Koffein als Robusta Bohnen. Doch auch hier schwankt der prozentuale Gehalt an Koffein in den Arabica Bohnen stark. Die Werte variieren von 0,8%-1,4%. Robusta Kaffee enthält je nach Herkunft 1,7%-4,0% Koffein. Wenn Sie nach einem Kaffee suchen der von Natur aus wenig Koffein beinhaltet, dann empfehlen wir Ihnen den Kaffee „Australien“, der einen natürlichen Anteil an Koffein von 0,6% hat. Zudem ist er eine wahre Rarität auf dem Kaffeemarkt mit reichem, sanftem Geschmack und wenig Säure. Grundsätzlich sind die süd- bzw. mittelamerikanischen Kaffees wie der Kaffee „Brasil“ oder der Kaffee „Columbia“ Arabica Kaffees, die von Haus aus einen geringeren Koffeingehalt aufweisen.
- Entkoffeinierter Kaffee darf max. 0,1% Koffein beinhalten
- Koffeinfreier Kaffee hat max. 0,08% Koffein inne
- Koffeinarmer Kaffee enthält bis zu 0,2% Koffein
- Arabica Kaffees haben eine Koffeingehalt von 0,8%-1,4%
- Robusta Kaffees enthalten 1,7%-4,0% Koffein
- Kaffee „Australien“ beinhaltet von Natur aus nur 0,6% Koffein
- Im Besonderen die mittel- bzw. südamerikanischen Kaffeesorten haben natürlicherweise einen geringeren Koffeingehalt als Kaffees aus anderen Regionen
Die verschiedenen Verfahren des Entkoffeinierens
Das Entkoffeinieren des Kaffees geht auf Ludwig Roselius zurück, der zu Beginn des 20.ten Jahrhunderts mit dem Roselius-Verfahren eine neue Ära in der Kaffeegesichte begründete. Bereits zuvor, durch Herrn Roselius und seinem Unternehmen Kaffee HAG jedoch wesentlich forciert, galt das Koffein als schädlich, gar tödlich, verstarb sein Vater doch in frühen Jahren. Die Ärzte diagnostizierten, das er aufgrund seines erhöhten Kaffeekonsums das Zeitliche gesegnet hatte. Die Methodik des Roselius-Verfahrens konnte sich nicht durchsetzen, da sich das Einlegen der Kaffeebohnen in Salzwasser mit der anschließenden Anwendung von Benzol, um den Kaffeebohnen das Koffein zu entziehen, als gesundheitsschädlich, sogar als krebserregend herausstellte.
Die Entkoffeinierung mit Kohlensäure bzw. Kohlenstoffdioxid, welches wir anwenden, ist unserer Meinung nach das natürlichste und unbedenklichste Verfahren. Das Entkoffeinieren von Kaffee ist ein hochkomplexer Prozess und bedarf Lösungsmittel, natürlich oder chemisch. Auch heute werden noch einige Verfahren zum Entkoffeinieren angewendet, die man sich näher betrachten und die Frage aufwerfen sollte: Möchte ich dies in meinem Kaffee?
Schweizer-Wasser-Prozess - Ein indirektes Verfahren
Der Schweizer-Wasser-Prozess ist enorm aufwendig, kompliziert, kostenintensiv als auch Ressourcen verschwendend und wird deshalb kaum noch eingesetzt. Bei dem Ende der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts von der Swiss Water Decaffeinated Coffee Company erfundenen, indirekten Verfahren zur Herstellung von entkoffeiniertem Kaffee werden die rohen Bohnen anfangs solange mit heißem Wasser behandelt, bis sich das Koffein und andere feste Komponenten gelöst haben. Das in Wasser gelöste Koffein und die anderen gelösten Teile werden durch einen Aktivkohlefilter gefiltert, das Koffein wird so entfernt. Die Kaffeebohnen aus der Behandlung mit dem heißen Wasser werden tatsächlich und unglaublich - entsorgt. Nun werden dem gefilterten, koffeinfreien Wasser neue Bohnen hinzugefügt. Da das Wasser jedoch noch mit den anderen Bestanteilen gesättigt ist, wird nun nur das Koffein entzogen, die anderen Inhaltsstoffe der Kaffeebohne bleiben erhalten. Um den gewünschten Koffeingehalt zu erreichen, wird dieser Prozess so oft wie nötig durchlaufen. Anschließend werden die Kaffeebohnen getrocknet, um Geschmack und Aroma möglichst authentisch zu behalten. Nur wenige Hersteller von koffeinfreiem Kaffee wenden dieses Verfahren noch an. Außer das es sehr kostenintensiv ist, kann das im Aktivfilter gebundene, wertvolle Koffein nicht mehr weiterverarbeitet werden. Zudem muss der Rohkaffee aus dem ersten Verfahrensschritt entsorgt werden und das Schweizer-Wasser-Prozess verbraucht extrem viel Wasser zur Aufbereitung, was heute nicht mehr zeitgemäß ist.
Dichlormethan und Ethylacetat - Lösungsmittel im direkten Verfahren
Im direkten Verfahren wird das Koffein mittels Lösungsmittel wie Dichlormethan und Ethylacetat den Kaffeebohnen entzogen. Nach einer ca. 30 Minuten dauernden Einwirkungszeit von Wasserdampf, in der die Bohnen quellen, extrahiert der Rohkaffee für 10 Stunden in Dichlormethan und Ethylacetat. Nach dem anschließenden Abgiessen des Lösungsmittels werden die Bohnen getrocknet. Ethylacetat gilt als unbedenklich, da es auch in Gemüse und Früchten vorkommt, wie im Rohrzucker, aus dem es bevorzugt für das Entkoffeinieren gewonnen wird. Mit Ethylacetat entkoffeinierter Kaffee darf sich deshalb auch „natürlich entkoffeiniert“ nennen. Dichlormethan hingegen gilt als krebserregend. Eine restlose Entfernung des Extraktionsmittels während der Trocknung ist deshalb äußerst wichtig für einen unbedenklichen Konsum. Beide Verfahren sind sehr preiswert und effektiv.
Triglycerid-Verfahren
In einer heißen Wasser-Kaffee-Lösung werden die rohen Kaffeebohnen eingelegt, um das Koffein an die Oberfläche zu befördern. Anschließend nehmen sie ein mehrstündiges Bad in heißem Kaffeebohnenöl. Die im Kaffeebohnenöl beinhalteten Triglyceride lösen das Koffein heraus. Dann wird das Kaffeeöl abgeschieden, die Kaffeebohnen getrocknet. Geschmacksstoffe und Aromen bleiben in der Kaffeebohne weitestgehend erhalten.
Kaffee ohne Koffein - Was macht die Forschung?
Wissenschaftler haben in gentechnischen Versuchen bereits Arabicas ausmachen können, die nahezu kein Koffein beinhalten. Rund um die Welt arbeiten Forscher mit Hilfe der Gentechnik daran, Kaffeepflanzen ohne Koffein zu züchten. Bisher jedoch mit mäßigem Erfolg. Man darf jedoch gespannt sein, was die Zukunft bringt, um auf das teure und aufwendige Entkoffeinieren mittels Lösungsmitteln verzichten zu können.
Fazit: Das Kohlensäure-Verfahren zum Entkoffeinieren des Kaffees ist zwar das Teuerste, für uns aber auch das Beste. Völlig natürlich wird dem Kaffee das Koffein entzogen, ohne den Geschmack zu beeinträchtigen oder chemische Rückstände im Kaffee zu belassen. Auf den Magen schlagen lässt nicht das Koffein im Kaffee, sondern die bei den großen Kaffeeproduzenten eingesetzte Kurzzeitröstung bei viel zu hohen Temperaturen, was Bitterstoffe entstehen lässt. Völlig koffeinfrei sind auch die mit den unterschiedlichsten Verfahren behandelten Kaffees nicht. Diverse Arabica Bohnen haben von Natur aus einen geringeren Koffeingehalt als andere und können eine überlegenswerte Alternative für Liebhaber von entkoffeiniertem Kaffee darstellen. Koffein ist ein wertvoller Rohstoff. Von der Getränke-, Schönheits- sowie Pharmaindustrie wird das vermeintliche „Abfallprodukt“ in vielen Produkten gerne verwendet und weiterverarbeitet.